von Zora del Buono, H.C. Beck Verlag
Die Autorin Zora del Buono verliert ihren Vater mit 8 Monaten durch einen tragischen Verkehrsunfall. Über diesen Vater wird dann einfach nicht mehr gesprochen, die Tochter darf aus Rücksicht auf die Trauer der Mutter niemals Fragen stellen. Ja, was bleibt dann? Eine große Leerstelle, Gefühle, Wut, offene Fragen, auch Schuld- und Rachegefühle gesellen sich hinzu! Unsere Autorin geht mit 60 Jahren auf Spurensuche, um diese Lücke vielleicht etwas auszufüllen. Ihre Mutter verschwindet langsam in die Demenz, kann mehr denn je der Tochter nicht mehr helfen. Deren erstes Ziel ist es, den damaligen Unfallverursacher E.T. zu finden, ihn nochmal mit der Geschichte ihrer Familie zu konfrontieren. Antworten zu finden. Dieser E.T. kam Anfang der 60ger Jahre mit einer unverständlich milden Strafe davon. Zora del Buono nimmt uns Leser mit auf eine Seelenreise, eine Zeitreise in die 60ger Jahre, in Auszüge von Gerichtsurteilen, in berührende Gespräche. Und zieht einen auch in den Bann, ähnlich einer Kriminalgeschichte. Spannend, aufwühlend, mitreissend. Findet sie, was sie sucht? Oder etwas ganz anderes. Zitat: „… weil ich eine fundamentale Einsamkeit spüre, die Verlorenheit eines Kindes von sechzig Jahren, das alleine zurückgelassen wird, unwiderruflich, und ich mich nach einem Vater sehne und ihm so näher zu kommen glaube? Nur um zu merken: Der Einzige, dem ich näher gekommen bin, ist Ernst Traxler. Pervers irgendwie“. Zora del Buono erzählt über die Zerbrechlichkeit des Leben und über die Suche nach Wahrheit. Großartig!