Mein drittes Leben

von Daniela Krien, Diogenes Verlag

Dass Daniela Krien mit diesem neuen Buch auf der Longlist des deutschen Buchpreises stand wundert mich nicht. Mich hätte es auch nicht verwundert, wenn sie den Preis bekommen hätte! Nach ihren beiden beeindruckenden Büchern „Liebe im Ernstfall“ und „Der Brand“ hat sie mit „Mein drittes Leben“ noch einmal richtig nachgelegt. Mit großer Einfühlsamkeit erzählt sie hier von tiefer Trauer und Verlust, darüber, was ein Mensch ertragen kann (Zitat des Verlages). Wohl wahr! Die Mittvierzigerin Linda verliert bei einem Radunfall ihre 17jährige Tochter Sonja.

Für sie und ihren Mann Richard tut sich ein Abgrund auf. Er findet besser als sie in ein „Ja“ ins Leben zurück, Linda steckt beinahe lebensunfähig fest: „Wie ein schwarzes Loch steht es im Zentrum meines Seins und schluckt jede Zukunft, bevor sie beginnen kann.“. Sie zieht aus der gemeinsamen Wohnung in Leipzig aus, auf einen trostlosen Hof im sächsischen Norden. Lebt dort mit Hund Kaja, ein paar Hühnern und lebensrettender Gartenarbeit. Und zu vielen Schlaftabletten. Die lange Zeit von Trauer, die uns begegnet, bringt wirklich an die Grenzen des Erträglichen. Und trotzdem wollte ich an der Seite Lindas bleiben, mit ihr diesem Weg gehen. Den Lebenskampf, die Beziehungskrise mit Richard, die weiteren vielen Phasen begleiten. Daniela Krien hat ein untrügliches Gespür für die psychischen Nöte ihrer Figuren „Was Menschen ausmacht, was ihre Stärken und Schwächen an den Tag bringt, das erweist sich erst, wenn die Existenz in Gefahr gerät.“ Ich finde dieses Buch absolut lesenswert. Keine leichte Kost, aber einem Ende, das hoffen lässt. Versprochen!