Im Schnee

von Tommie Goertz, Piper Verlag

„Unter den Apfelbäumen lag Schnee. Der Max stand am Fenster und sah hinaus in den Garten. Es war längst Vormittag. Er hatte seinen Küchenherd eingeschürt, sich einen Kaffee gemacht – und jetzt war nichts mehr zu tun. Es schneite, und er musste nicht nach draußen. Er hatte alles, und niemand wartete auf ihn.“ Ein fränkisches Dorf im Fichtelgebirge. Tiefste Provinz mit immerhin einer „Bedarfhaltestelle“. Bis vor Kurzem gab es noch den Schuster, den Bäcker, den kleinen Laden „für alles“. Telefoniert wird zur Not, mit dem Wählscheiben-Apparat  beim „Stanglwir“t. Und, wenn es mal bimmelt, dann ist es die Totenglocke. Dieses Mal ist es Max bester Freund Schorsch. Einfach eingeschlafen ist er. Stille. Max macht sich auf zur Totenwache. Zuerst treffen sich die Männer, später zur Nacht die Frauen. Die Männer erzählen alte Geschichten, prosten dem Schorsch „Auf Wiedersehen“ zu. Spricht darüber, wer in den Himmel kommt, wer nicht. Der Schorsch war ein Guter, der darf nach oben. Der alte Max bleibt, als die Frauen kommen. Er begleitet alles eher stumm, aber voller eigener Erinnerung an den Freund, ein ganzes Leben (ja, der kurze Gedanke an Robert Seethalers „Ein ganzes Leben“ ist berechtigt)in einer Dorfgemeinschaft, die in unseren Zeiten langsam aber sicher verschwindet. 

Und so tauchen wir ab in zwei lange Leben von Schorsch und Max. Mit Erinnerungen die wehmütig machen, sehnsüchtig nach eigenen Kindheitserinnerungen. Aber dieses Buch kocht nicht alles weich. Hart wars auch, so Leben im Dorf. Neben Nostalgie auch Härte, Vorurteile, Wegschweigen. 

All das zusammen, die Geschichten über Freundschaft, viel Leben und auch den Tod macht uns Leser so glücklich. 

Kein bisschen kitschig, klar und ohne Klischee. Ich sage jetzt schon mal: das wird eins meiner Lieblingsbücher 2025!

Und da es mit seinen 170 Seiten süchtig macht, lese ich es bestimmt noch einmal!